So lautet der Titel des Festivals, das zum 100-jährigen Bestehen des Folkwangmuseums in Essen bis zum 7. August 2022 stattfindet; und zwar open-air.

Karl Ernst Osthaus hatte vor mehr als 100 Jahren das Folkwangmuseum in Hagen gegründet, doch nach seinem Tod wurde seine reichhaltige Sammlung nach Essen verkauft.

Sein Folkwang-Gedanke stand nun bei dieser Ausstellung in der Stadt Essen Pate. Das Museum geht hinaus in die Stadt, auf die Menschen zu und will sie anregen, über die wichtigsten Fragen des sozialen Lebens nachzudenken. Karl Ernst Osthaus glaubte, diese wichtigen Fragen wären ohne die Mitwirkung der Kunst nicht lösbar.

Der Ausgangspunkt für einen „Museumsrundgang in der Stadt“ ist der Berliner Platz. Die Innenfläche des Kreisverkehrs war vor dem Festival für Fußgänger nicht betretbar, jetzt gibt es einen speziellen Zugang zu dem dort aufgebauten Eco-Village. Fragen der Kreislaufwirtschaft, der Verkehrswende, erneuerbare Energien können dort entdeckt und diskutiert werden. Auch eine grüne Toilette gibt es dort. Auf diesem Platz soll die Stadtgesellschaft über ihre Zukunft nachdenken.

Die Videowall am Funke-Medienturm nebenan stellt die zweite Station dar. Tagesaktuelle Botschaften aber auch Nachrichten aus den Gründungsjahren des Folkwangmuseums verknüpfen Vergangenheit und Gegenwart und lassen uns auch in die Zukunft blicken.

Hinter dem Funke-Medienturm beginnt die „grüne mitte essen“. Zwei Installationen fallen dort ins Auge: Schafwolle als Sondermüll? Der Ruhrgebietsschäfer Tobias Thimm und seine Schafe bringen die Menschen nach dem Lesen der Infotafeln zum Nachdenken.

Vor dem Eiscafe La Luna schließlich grüßt eine Skulptur, die an das Eherne Zeitalter von Auguste Rodin erinnert, von einer Wasserfläche. Die Figur scheint durch ein Mobiltelefon in virtuelle Welten versetzt. Dass Passanten das Telefon entwendet und durch ein Tuch ersetzt haben, schockiert die Museumsleute nicht. Interaktion durch die Bewohner ist einkalkuliert bis erwünscht.

Ein Stück weiter, wo der ehemalige Gleisanschluss ans Thyssen-Krupp-Werk zukünftig in den Radschnellweg 1 münden soll, befindet sich ein mysteriöser Bahnsteig über der Altenessener Straße. Hier wird auf die Gründerzeit des Museums Bezug genommen: Die Überführung des Folkwangmuseums von Hagen nach Essen. Der Künstler hatte Holz aus einem kleinen Waldstück bei Hagen entnommen, wo Osthaus eine Künstlerkolonie ansässig machen wollte. Daraus baute er einen sternförmigen Kohlemeiler auf, um so Holzkohle zu gewinnen, mit deren Hilfe dann Anfang August eine Dampflok aus den 1920er Jahren angetrieben werden soll, um den Umzug der Folkwang-Idee von Hagen nach Essen symbolisch nachzuvollziehen.

Dies sind die ersten Stationen eines geführten Rundganges, immer sonntags und mittwochs um 16 Uhr. Mehr will ich nicht verraten, sondern einfach zu einem Kunstspaziergang in unsere Nachbarstadt einladen:

Essen – die Folkwangstadt

Text und Fotos: Helga Müller