Nach Köln fährt man, ins Sauerland und sonst wo hin, wo einen die Kultur- oder Freizeitankündigungen so hintreiben. Wir sind aber noch nie auf die Idee gekommen, nach Bocholt zu fahren, obwohl es nur 60 km von Mülheim entfernt ist.

 

Zuerst ging es in das LWL-Industriemuseum Textilwerk Bocholt. In der alten Spinnerei ist nicht nur die alte Spinntechnik sehr plastisch demonstriert, auch die Modeentwicklung im geschichtlichen Zusammenhang ist in der aktuellen Ausstellung „Mythos neue Frau“ (bis 25.10.20) sehr gut ausgestellt an zahlreichen Modepuppen, ähnlich der Ausstellung die seinerzeit bei Cromford in Ratingen lief, aber wesentlich umfangreicher und plastischer.

Die große Überraschung war dann die Weberei, wo nicht nur das Werk noch originalgetreu aufgebaut war. Die Webstühle aus verschiedenen Zeiten wurden uns auch live und im Originallärm vorgeführt. Erstaunlich war vor allem für den Computer-Interessierten, dass Herr Jacquard schon 1805 eine Webstuhlsteuerung patentieren ließ, die auf dem Prinzip einer Lochkarte basierte. Und mit diesen Webstühlen werden heute noch die Grubenhandtücher für das LWL gewebt.

Sehr anschaulich wurde auch das bescheidene Leben der Weber in einem originalgetreu ausgestatteten Weberhaus dargestellt.

Nach so viel Industriekultur kam uns ein Spaziergang durch die beschauliche Innenstadt von Bocholt und um den Aa-See gerade recht. Um eine Erfahrung über unsere nahe gelegene heimische Textilindustrie und die landschaftliche Schönheit der Umgebung reicher kehrten wir nach Mülheim zurück.

Das wäre sicher auch einmal ein schönes Event für unseren Kulturkreis oder eine Exkursion wert.

Text und Fotos: Wolfgang Wacke