Zunächst mal zur Definition – was sind Sekten – bzw. wie könnte man diesen Begriff näher erklären?

Sekte - im Lateinischen -  secta   = Partei, Lehre, Schulrichtung  -  ist eine Bezeichnung für eine religiöse, philosophische oder politische Richtung und ihre Anhängerschaft. Laut Wikipedia bezieht sich die Bezeichnung auf Gruppierungen, die sich durch ihre Lehre oder ihren Ritus von vorherrschenden Überzeugungen unterscheiden und oft im Konflikt mit ihnen stehen. In erster Linie steht Sekte für eine von einer Mutterreligion abgespaltene religiöse Gemeinschaft.

Im heutigen Sprachgebrauch hat der an sich wertneutrale Ausdruck einen abwertenden Charakter erhalten.

Als Sekten werden oft religiöse Gruppen bezeichnet, die in irgendeiner Weise als gefährlich oder problematisch angesehen werden oder in theologischer Hinsicht eine Irrlehre darstellen. So sind sogar die Protestanten vor vielen Jahrhunderten als „secta Lutherana“ bezeichnet worden. Das ist aber auch bei Ultra-Katholiken längst kein Thema mehr. Katholisch oder evangelisch – beide Gemeinschaften bzw. Kirchen gehören zum Christentum, einer der drei anerkannten Weltreligionen, – ohne Wenn und Aber. Dagegen sieht man Sekten aus christlicher Sicht heute recht negativ und spricht nicht ohne Grund Warnungen aus.

Sekten oder sektiererische Gruppen existieren seit Menschengedenken und haben eine eigentümliche Faszination auf Menschen ausgeübt, denen die metaphysischen Grenzen der traditionellen Religionen zu eng erscheinen und die sich von Paradiesvisionen berühren und blenden lassen. Und es gab immer schon machtbesessene Männer – es sind meist Männer - , die sich als Heilsstifter und Retter der Menschheit aufspielten und leichtgläubige Anhänger in ihren Bann ziehen konnten. Verspricht der Sektengründer schon das Seelenheil in diesem Leben, nimmt die Heilslehre meist die absonderlichsten Züge an. Wir werden in der folgenden Diskussion sicherlich auch hierüber sprechen. 

 

Sekten beanspruchen Exklusivität. Nur ihre Sonderlehre allein sei seligmachend. Es gibt eine streng soziale Kontrolle und enge Bindung an die eigene Gemeinschaft. Kontakte zu Andersdenkenden sollen abgebrochen werden. Häufig wird außerdem eine Endzeitstimmung kreiert. Sekten versuchen, mit subtilen, schwer durchschaubaren tiefenpsychologischen Eingriffen ihre Anhänger in eine Scheinwelt zu führen und in eine komplexe Abhängigkeit zu ziehen. Menschen, die sich von einer massensuggestiven Atmosphäre mitreißen, sich von übertriebenen Heilsversprechen blenden lassen und sich der Faszination einer vorgegaukelten Superwelt nicht entziehen können, werden Opfer von geschickten Demagogen und religiösen Ideologen.

 

Die Anfälligkeit für Heilslehren und vereinnahmende Gruppen hat wenig mit Intelligenz zu tun, sondern viel mit unserer Lebensweise, der gesellschaftspolitischen Entwicklung, der psychischen Befindlichkeit und unseren religiösen Defiziten. Es sind vor allem sensible, idealistische Leute, die sich von den Ideen totalitärer Gruppen begeistern lassen. Da ist der Wunsch, in die vermeintlich heile Welt abzutauchen, sich dem Sektenchef als Übervater anzuvertrauen und im Kreis der Gleichgesinnten die Welt vor dem Untergang zu retten. Die Bewusstseinskontrolle verwandelt die religiöse Überzeugung in sektiererischen Fanatismus. Man beginnt die Umgebung zu missionieren. Und bald werden die neu gewonnenen Anhänger den gleichen Manipulationsmethoden unterworfen, denen man selbst ausgesetzt war oder die man kritiklos über sich hat ergehen lassen.

So sind Sekten und Sektierer – Gurus – durchaus nicht ungefährlich. Gott sei Dank sind allerdings bei uns im Ruhrgebiet die Menschen gegenüber Sekten nicht sehr anfällig. Man glaubt und begeistert sich eher an Schalke 04, Borussia Dortmund  oder auch den MSV.

 

Die Diskussion sollten wir damit beginnen, dass ihr mal einige Sekten beispielsweise aufzählt und eventuell auch über eigene Erfahrungen sprecht, die einige von euch eventuell mit Sekten oder Sektenangehörigen gemacht haben.

Text: Erika Menzel